Eine richtige Tanzparty klappt nur, wenn der DJ selbst gute Laune hat, wenn er nicht mit dem ernsten Gesicht eines Musiklehrers hinterm Pult steht, sondern feiert, wie ein Wilder herumspringt, mitsingt und mittanzt. Deswegen mache ich meine Russendisko nur noch selten. Ich bin von Natur aus ein ruhiger Mensch, der nicht jeden Tag wilde Orgien feiern kann.
Ich habe meine DJ-Auftritte auf das Unvermeidliche reduziert, d.h. Ich lege nur noch dort auf, wo ich nicht nein sagen kann, in der Berliner Volksbühne zu Weihnachten, für alle Menschen, die keine Lust haben, fette Vögel mit Familie zu essen, im Casino von Baden-Baden, wo Dostojewski einst seine Schriftsteller-Honorare verspielte und heute ab und zu reiche Russen den Kapitalismus am Rouletttisch herausfordern oder in Düsseldorf in soziokulturellem Zentrum Zakk, das mich vor zwanzig Jahren mit der Russendisko einlud, als die meisten Veranstalter noch Angst vor den Russen und ihrer Musik hatten. Regelmäßig mache ich Russendisko im Ausland, im Auftrag des Auswärtigen Amtes, um deutsche Kultur zu präsentieren.
Es soll halt Spaß, und keine Arbeit werden. Eigentlich kann jede bei sich in der Küche eine tolle Russendisko machen, es geht so: alkoholische Getränke und Salzgurken kaufen, schnelle lustige Musik auf volle Lautstärke drehen, Fenster aufmachen, Freunde und Nachbarn einladen, fertig.